Liebe Leserinnen und Leser,
wir leben in bewegten Zeiten. Unternehmen befinden sich – wie die gesamte Gesellschaft – in einer sich verändernden Welt. Die Liste großer Megatrends ist lang und wird stetig umfangreicher. Zu den bereits länger identifizierten Trends wie Globalisierung, Klimaveränderungen oder Urbanisierung kamen in den letzten Jahren noch Entwicklungen wie der rasante digitale Wandel oder Migrationsströme hinzu. Veränderungen bestimmen nicht nur, womit wir uns auseinandersetzen, sondern auch, wie wir arbeiten, kommunizieren, konsumieren und leben – und zwar weltweit.
Als internationales Handelsunternehmen sind wir nicht nur von diesen Veränderungen unmittelbar betroffen, wir tragen auch Verantwortung dafür, sie im Rahmen unserer Möglichkeiten positiv zu gestalten. Ihre enorme Dynamik begreifen wir als Motor, um Entwicklungen voranzutreiben: mit innovativen Konzepten, in starken Allianzen und auf Basis globaler und nationaler Leitlinien. Bereits 2009 haben wir uns zum Global Compact der Vereinten Nationen bekannt. Die Sustainable Development Goals (SDGs), die Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen sowie der 2016 verabschiedete Nationale Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) sind für uns wichtige Eckpfeiler für eine nachhaltige und wirtschaftliche Entwicklung.
In Zeiten des Wandels lassen sich neue Herausforderungen nicht mit alten Rezepten meistern. Wir brauchen nicht nur den Mut, Missstände zu benennen und neue Lösungen zu entwickeln – Unternehmen haben auch die gesellschaftliche Verpflichtung, Erkenntnisse und Innovationen miteinander zu teilen.
Als wir vor 10 Jahren erkannt haben, dass die Achtung der Menschenrechte in der Lieferkette unserer Gebrauchsartikel trotz etablierter und anerkannter Maßnahmen nur unzureichend gewährleistet wurde und kaum zu Verbesserungen für die Menschen führte, haben wir uns für einen neuen Weg entschieden: Gemeinsam mit der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) entwickelten wir ein Lieferantenqualifizierungsprogramm, das auf den Dialog aller Beteiligten – Manager, Beschäftigte und Tchibo Mitarbeiter – setzt. Mit dem Dialogprogramm WE (Worldwide Enhancement of Social Quality) setzen wir uns dafür ein, dass Beschäftigte in den globalen Lieferketten nicht nur über ihre Rechte aufgeklärt, sondern bei der Einforderung dieser auch unterstützt werden. Seit den ersten Trainings in chinesischen Produktionsstätten haben wir nicht nur Erfahrungen gesammelt und Erkenntnisse gewonnen, sondern vor allem Menschen erreicht: Über 360 Fabriken und über 364.000 Beschäftigte in 11 Ländern waren bisher in das WE Programm eingebunden, über 75 % der Tchibo Gebrauchsartikel werden in WE Fabriken gefertigt.
Wir sehen es als unsere Verantwortung an, diese Verbesserungen auf die gesamte Branche auszuweiten und werden WE deshalb auch für andere Unternehmen öffnen. Denn je mehr die dem WE Programm zugrundeliegenden Prinzipien Dialog, Empowerment und Co-Creation gelebt werden, umso mehr profitieren die Menschen in den Wertschöpfungsketten davon.
Verantwortungsvoll handeln – dafür wollen wir auch unsere Kunden begeistern, denn sie stehen im Mittelpunkt unseres Handelns. So bieten wir immer mehr nachhaltig hergestellte Produkte an. Für unsere Premium-Kaffees verwenden wir zum Beispiel ausschließlich zertifizierte Rohkaffeequalitäten, ebenso wie für unseren Cafissimo und Qbo Kapselkaffee. In unserem Gebrauchsartikelsortiment stammten 2017 rund 80 % der Baumwolle, die für unsere Bekleidungs- und Heimtextilien verarbeitet wurde, aus nachhaltigem Anbau. Weltweit sind wir der drittgrößte Anbieter von Textilien aus Bio-Baumwolle. Die konsequente Fortführung der nachhaltigen Sortimentsgestaltung ist unser Closed-Loop-Konzept. Im Rahmen dieses Konzeptes stellen wir Produkte aus recycelten Materialien her, die lange genutzt und am Ende wieder einem hochwertigen Recycling zugeführt werden können.
2017 sind wir einen entscheidenden Schritt weitergegangen, um nachhaltiges Handeln bei den Verbrauchern zu fördern. Als erstes Unternehmen im Mainstreammarkt haben wir einen Mietservice für Baby- und Kinderkleidung aus Bio-Baumwolle eingeführt: Tchibo Share. Wir erleichtern unseren Kunden dadurch nicht nur den nachhaltigen Konsum, wir gehen mit Tchibo Share auch den Weg des ganzheitlichen Ansatzes zur möglichst langen Produktnutzung und anschließenden Verwertung konsequent weiter.
Auf dem Weg zu einem 100 % nachhaltigen Geschäftsmodell sind wir auch 2017 vorangekommen – das verdanken wir maßgeblich unseren Mitarbeitern. Ihr Einsatz, ihre Energie und Kreativität sind der Kern unseres Erfolgs. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bei ihnen bedanken.
Auch unseren Kunden möchte ich einen großen Dank dafür aussprechen, dass sie uns ihr Vertrauen schenken und mit ihren Kaufentscheidungen unseren Einsatz honorieren.
Über das Erreichte, zukünftige Maßnahmen sowie jüngste Entwicklungen im Jahr 2018 berichten wir umfassend in diesem Nachhaltigkeitsbericht. Ich wünsche Ihnen eine informative und interessante Lektüre und freue mich über Ihre Anregungen und Wünsche ebenso wie über konstruktive Kritik.
Ihr
Thomas Linemayr